Sonntag, 10. Oktober 2010

Kunst macht Arbeit - Ein Film über die soziale Absicherung deutscher Künstler

„Der Kunst liegt ein Können zugrunde, und es ist ein Arbeitenkönnen. Wer Kunst bewundert, bewundert eine Arbeit, eine sehr geschickte und gelungene Arbeit. Es ist nötig, etwas von dieser Arbeit zu wissen.“ (Bertolt Brecht)

Was ist eigentlich ein Künstler? Jemand, der in den Tag hinein lebt? Der ohne Druck arbeitet und nur macht, was ihm gefällt? Der seine Zeit auf Partys und Ausstellungen verbringt? Kein Beruf ist so zum Mythos geworden wie der des Künstlers. Und doch sieht die Realität ganz anders aus. Künstler verdienen in Deutschland weitaus weniger als der Durchschnittsbürger. Nur drei Prozent der Absolventen von Kunsthochschulen können ausschließlich von ihrer Kunst leben. Besonders frappierend trifft dies die darstellenden Künstler. Mit 22 Prozent ist die Arbeitslosenquote dreimal so hoch wie in der restlichen Bevölkerung. Allein in Berlin leben fast 4.000 Schauspieler, Tänzer und Regisseure ohne regelmäßige Beschäftigung. Festanstellungen gibt es kaum und soziale Sicherungssysteme greifen oftmals nicht. Ein Leben zwischen dem Hoffen auf den großen Erfolg und dem täglichen Kampf um die nächste Mietzahlung ist für viele Künstler Alltag. Und ein Leben voller Fragen, die mit Kreativität und Autonomie wenig zu tun haben.
Ihnen gegenüber steht ein Heer von darstellenden Künstlern, die das geschafft, wovon so viele träumen: den Durchbruch. Sie arbeiten erfolgreich am Theater, in Filmen oder als Performancekünstler. Mietzahlungen sind kein Problem und den Regalen stehen oftmals Preise. Doch vor allem ein Luxus zeichnet sie aus: Sie können frei entscheiden, für was und wen sie arbeiten. Doch diese Freiheit definiert Begriffe wie Kunst und Arbeit ebenso neu wie der Leistungsdruck des jungen Künstlers.

„Kunst macht Arbeit“ soll ausloten, wie die Lebensrealität darstellender Künstler in Deutschland aussieht. Wo treffen sich Kunst und Arbeit? Und wie stehen die Künstlerinnen und Künstler selbst zu diesen schweren Begriffen? Wir begleiten die Performancekünstlerin Alexandra Müller (27), den Schauspieler Hans-Werner Meyer (46) und den Theaterregisseur Alexander Stillmark (69) bei ihrer täglichen Arbeit, führen Interviews und besuchen sie an ihren Lieblingsarbeitsorten. Die Anknüpfungspunkte zwischen den Protagonisten liegen in ihren Interviews, in ihren Definitionen von Arbeit, Autonomie und persönlicher Sicherheit. Die Dokumentation „Kunst macht Arbeit“ zeigt Schicksale, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben, und dennoch zeigen, was für Künstler in diesem Land gilt: alles ist möglich, doch der Weg ist nie einfach.

Ein Film von Ulrike Lehmann und Christoph Herms
Bachelorarbeit im Fach der Europäischen Medienwissenschaft Universität Potsdam und Fachhochschule Potsdam. 2010


Die Künstler

Alexandra Müller (27), Performance-Künstlerin
 
 Hans-Werner Meyer (46), deutscher Film- und Fernsehschauspieler

Alexander Stillmark (69), deutscher Theaterregisseur